Ein Restaurant mit einer tollen nachhaltigen Einstellung zu Lebensmitteln
Es gibt Abende, die sind nett und bleiben auch noch ein wenig in Erinnerung. Man denkt gerne daran zurück, aber irgendwann geraten sie im Alltagstrott in Vergessenheit.
Und dann gibt es Abende, die Beeinflussen das eigene Denken und Handeln nachhaltig. Sie treiben einen an und motivieren zum Umdenken.
So erging es mir vor einiger Zeit, als ich mit einigen anderen Blogger-Kollegen zu einem kulinarischen Abend in „Das Schön“ nach Essen-Rüttenscheid eingeladen wurde. Mal abgesehen von den tollen Tischnachbarn (Pottgewächs, Pott lecker, Teller abgeleckt, Pottspott, Herzstück, No fastfood today, Nikes Herz tanzt, Gourmetgeeks), den super zuvorkommendem Service-Personal und einem grandiosen Essen (10 Probiergänge! 10!!!) hat vor allem Andrew, der kulinarische Leiter des Restaurants, den Abend rund gemacht. Ich liebe es einfach auf Menschen zu treffen, die ihren Job leben… und damit meine ich nicht 24 Stunden mit dem Job verheiratet zu sein (gerade in der Gastronomie sind die Arbeitszeiten ja leider ein Horror!)… sondern, wenn man merkt wie viel Liebe und Überzeugung sie in das stecken, was sie tun. Und bei Andrew ist das definitiv seine Überzeugung zu Essen – gutem Essen. Regional, saisonal und fair.
Andrews Überzeugung spiegelt sich nicht nur im Team, sondern auch im ganzen „Schön“ wider.
„Im Stil einer klassischen Brasserie mit einer bürgerlichen Küche: bodenständig und doch gehoben, traditionell und doch anders. Das ganzheitliche Konzept steht für respektvollen Umgang mit der Natur: vom Bauern, Produzenten, Lieferanten über die Küche bis zum Tisch. Die ausgewählten Zutaten werden authentisch verarbeitet, präsentiert und wecken Erinnerungen an Vertrautes.“ (Zitat „Das Schön“)
An alle Ruhrpottler: schaut es euch unbedingt selber an und überzeugt euch. Es wirkt von Außen unscheinbarer als es ist. Die Küche wird euch ganz bestimmt genauso begeistern wie mich.
Übrigens auch ein toller Ort zum Arbeiten tagsüber… und Kinder sind ebenfalls gerne gesehen 😉
Und genau diese Philosophie zu ausgewählten Lebensmitteln spürt man bei den Speisen, die aus der Küche kommen. Und es kam an dem Abend einiges aus der Küche. Puh… lasst es euch auf der Zunge zergehen:
Gemüsekaltschale mit Wassermelone, Himbeeren, Paprika und Roter Beete / Gurkensuppe mit hausgebeiztem Sesam-Lachs und Felsenbirne / Matjestatar im Pumpernickelmantel / Raw Bowl / Caesar Salad / Wilde Sau mit Kartoffelstampf und Röstzwiebeln / Spargelsalat mit Bärlauchpesto und Karamellnüssen / Schnittlauch-Sandwich mit Anis-Lachs und Lauchcreme / Grüner Spargel aus dem Josper, Burrata und Tomatenkompott / Tagliata vom Hohenloher Rind, Rucola und Grillgemüse / Veganer Schokoladenkuchen, Petersilieneis und Buttermilch Creme Brûlée.
Ähm…muss ich noch was dazu sagen??? Wir waren definitiv im Food-Himmel.
Dazu passend ausgewählte Weine. Alles in allem ein perfekt abgestimmter Abend.
Resteverwertungs-Tipp: Lauchöl
Wie wichtig dem Küchenteam dieser Grundgedanke der kompletten Lebensmittelverwertung ist, habe ich u.a. bei einer Komponente erfahren dürfen: Lauchöl. Ein aromatisches Öl zum Verfeinern von Speisen oder einfach zum Tunken für Baguette, welches lediglich aus „Abfalllprodukten“ der Lauchstange hergestellt wird. Hier werden nämlich die grünen Enden verwertet, die normalerweise im Müll landen.
Das musste ich direkt ausprobieren. Und nach einer Käse-Lauch-Suppe bot es sich direkt an, denn da sammelt sich einiges an Lauchresten. Gesagt, getan.
Für das Lauchöl habe ich die grünen Endstücke von 3 Lauchstangen klein geschnitten und ordentlich durchgespült. Diese dann in einem Mixer mit etwa 200 ml Öl und etwas Salz so lange püriert bis eine grell-grüne Farbe ensteht. Von Andrew, dem kulinarischen Leiter aus dem Schön, habe ich den Tipp bekommen aufzupassen, das es nicht heiß wird.
Die Masse habe ich über Nacht durch ein Geschirrtuch ablaufen lassen (je feiner das Passiertuch, desto feiner wird das Öl) und anschließend in eine Ölflasche gefüllt. Das Öl ist klasse sag ich euch. Ich denke es wird ziemlich schnell bei uns aufgebraucht sein 😉
Wir haben das Lauchöl bisher zu Hause über einem Kartoffelstampf-Brokkoli-Auflauf und mit Baguette genossen.
Mir tat der Abend verdammt gut unsere Lebensmittel weiterhin noch besser zu durchdenken… solche Impulse sind goldwert.
Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle noch einmal an das Team vom Restaurant. Macht weiter so und haltet an eurer Ideologie fest. Ich hoffe ihr könnt noch viele weitere Menschen von einer positiven und nachhaltigen Einstellung zu regionalem und fairem Essen überzeugen.